Die Paul-Hertz-Siedlung in Charlottenburg-Nord steht exemplarisch für die Herausforderung, große Bestandsquartiere ökologisch, sozial und gestalterisch weiterzuentwickeln. Mit dem Freiraumkonzept wurden neue Wege aufgezeigt, wie Spiel- und Nachbarschaftsorte naturnah gestaltet, in ein Netzwerk eingebunden und gemeinsam mit der Bewohnerschaft umgesetzt werden können.

Die Paul-Hertz-Siedlung ist eine in den 1960er-Jahren errichtete Wohnanlage mit rund 6.000 Bewohner*innen. Sie zeichnet sich durch großzügige Freiflächen aus, die jedoch vielerorts untergenutzt und pflegebedürftig sind. Monotone Wiesen, Mängel in der Ausstattung und fehlende Spiel- und Aufenthaltsangebote führten dazu, dass die Freiräume ihr Potenzial für ein lebenswertes Wohnumfeld bislang nicht ausschöpften.

Im Rahmen des Förderprogramms Nachhaltige Erneuerung wurde daher das Projekt „Freiraumkonzept Paul-Hertz-Siedlung – Naturnahe Treffpunkte und Spielorte“ entwickelt. Ziel war es, neue Spiel- und Nachbarschaftsorte zu schaffen, die Naturerfahrung ermöglichen, die ökologische Vielfalt stärken und das soziale Miteinander im Quartier fördern.

Ein mehrstufiger Beteiligungsprozess bildete das Herzstück des Projekts: Mit Kindern, Jugendlichen, Nachbar*innen, der Helmuth-James-von-Moltke-Grundschule und lokalen Initiativen wurden Ideen gesammelt und in konkrete Konzepte überführt. Stadtteilrundgänge, Workshops und Modellbauaktionen gaben wichtige Impulse, die in das Naturerlebnisnetz mündeten – ein quartiersweites System von Spiel- und Begegnungsorten, die funktional und gestalterisch miteinander verbunden sind.

Das Ergebnis ist ein praxisorientierter Werkzeugkasten für die Siedlung und darüber hinaus. Ein Praxisleitfaden dokumentiert Methoden, Beteiligungsansätze und Gestaltungsempfehlungen, die auch in anderen Bestandsquartieren angewendet werden können. Ergänzend zeigt ein Anwendungskonzept, welche Flächen in der Paul-Hertz-Siedlung besonders geeignet sind, wie Maßnahmen priorisiert werden können und wie eine schrittweise Umsetzung erfolgen kann.

Mit der Pilotfläche an der „Kreuzung“ wurde 2024 der erste sichtbare Schritt gemacht: ein lebendiger Nachbarschafts- und Spielort, der Bewegung, Begegnung und Naturerleben vereint. Weitere Flächen sollen folgen – begleitet von Maßnahmen zur Verstetigung wie Pflegepatenschaften oder Informationsangeboten.

Das Freiraumkonzept zeigt eindrücklich, wie ökologische Aufwertung, soziale Teilhabe und klimaangepasste Gestaltung ineinandergreifen können, um die Paul-Hertz-Siedlung zu einem lebendigen, resilienten und zukunftsfähigen Quartier zu entwickeln.

Ort:
Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin

Auftraggeber:
Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin
Abteilung Ordnung, Umwelt, Straßen und Grünflächen – Umwelt- und Naturschutzamt

Zeitraum:
Dezember 2022 – März 2023

Honorar:
77.000 € netto

Verwandte Projekte:
Wege- und Freiflächenkonzept Charlottenburg-Nord