Der Mauerpark ist eine der bekanntesten und zugleich meistgenutzten Grünanlagen Berlins. Mit der Fertigstellung der Erweiterungsflächen 2020 erhielt der Park neue, großzügige Freiräume. Gleichzeitig wurde deutlich, dass der alte, bereits seit den 1990er-Jahren bestehende Teil des Parks unter einem erheblichen Nutzungsdruck steht: extreme Besucherzahlen, intensive Freizeitnutzungen, Konflikte zwischen Ruhe- und Veranstaltungsbereichen sowie Abnutzungserscheinungen an Ausstattung und Vegetation.
Um diesen Herausforderungen zu begegnen, startete die Grün Berlin GmbH in enger Abstimmung mit der Senatsverwaltung und dem Bezirk Pankow die Qualifizierung des alten Mauerparks. Beauftragt wurde die Bietergemeinschaft SWUP/L.I.S.T. im Rahmen des Rahmenvertrags Partizipation der Grün Berlin. Ziel war es, gemeinsam mit Nutzer*innen, Anwohnenden und organisierten Initiativen Leitlinien für die Weiterentwicklung zu erarbeiten, die vorhandene Qualitäten sichern und gleichzeitig Lösungen für die massiven Nutzungsansprüche und ökologischen Belastungen bieten.
Eine besondere Rolle spielte der Verein Freunde des Mauerparks e.V.. Als langjähriger Partner, der die Entwicklung des Parks seit Jahrzehnten kritisch-konstruktiv begleitet, wurde er intensiv in die Vorbereitung und Durchführung der Beteiligungsformate eingebunden. So konnten Anliegen aus der organisierten Bürgerschaft frühzeitig berücksichtigt und Diskussionen zielgerichtet gestaltet werden.
2021: Auftakt und erste Vertiefung
Im Frühjahr 2021 begann das Verfahren mit einer digitalen Informationsveranstaltung auf meinBerlin, an der rund 60 Interessierte teilnahmen. Dort wurden Anlass, Ziele und erste Planungsüberlegungen vorgestellt, Fragen gesammelt und diskutiert. Es folgten drei digitale Workshops, die sich auf einzelne Teilräume konzentrierten – darunter das Rasenplateau, der Falkplatz und der Bereich am Moritzhof.
Im weiteren Verlauf 2021 lag ein Schwerpunkt auf der Kinder- und Jugendbeteiligung. Dabei wurden zwei unterschiedliche Formate umgesetzt:
- Kreative Workshops am Moritzhof (Sommer 2021): Kinder und Jugendliche entwickelten vor Ort eigene Ideen für neue Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Mit Bastelmaterialien, Zeichnungen und Modellen entwarfen sie Konzepte für Klettergeräte, Rückzugsräume und Bewegungsangebote, die direkt an ihre Alltagserfahrungen im Park anknüpften.
- Digitale Beteiligung mit der App Stadtsache (Herbst 2021): Schulklassen und Jugendgruppen erkundeten den Park mit Smartphones, hielten ihre Eindrücke in Fotos, Skizzen und Sprachnotizen fest und markierten Lieblingsorte oder Mängel. Daraus entstanden konkrete Vorschläge – etwa für mehr Sitzmöglichkeiten, sichere Übergänge und abwechslungsreiche Spielangebote.
2022: Vor-Ort-Beteiligung und Konfliktklärung
Im Mai 2022 folgte ein Info-Stand im Park, an dem rund 60 Interessierte Anregungen zu Ausstattung, Aufenthaltsqualität und Nutzungsregeln einbrachten.
Parallel kam es zur Diskussion um die geplante Fällung mehrerer Pappeln am Moritzhof. Um diesen Konflikt konstruktiv zu bearbeiten, wurde ein Kommunikations- und Akteurskonzept entwickelt. In einem kontinuierlichen Austausch zwischen Bezirk, Grün Berlin, Planungsbüro, Freunden des Mauerparks und externen Expert*innen konnten gemeinsame Regeln, ökologische Ziele und Lösungswege abgestimmt werden.
2023: Vertiefung und Abschlussphase
Im Juni 2023 fand ein weiterer Info-Stand vor Ort statt, bei dem die aktuellen Planungen zu zentralen Bereichen wie Sonnenhügel, Amphitheater, Falkplatz und Schwedter Straße vorgestellt wurden. Bürger*innen erhielten Gelegenheit, sich zu informieren, Fragen zu stellen und Anregungen zu platzieren. Die Freunde des Mauerparks brachten hier erneut ihre Expertise und ihre Anliegen gezielt ein.
Ergebnis
Mit dem Beteiligungsverfahren 2021–2023 wurde der alte Teil des Mauerparks in den Blick genommen – der Bereich, der seit Jahrzehnten das Herz des Parks bildet und unter dem stärksten Druck steht. Durch die Kombination aus digitalen Formaten, Vor-Ort-Angeboten, Kinder- und Jugendbeteiligung sowie intensiver Zusammenarbeit mit den Freunden des Mauerparks entstand ein vielschichtiges Bild der Bedürfnisse und Erwartungen.
Das Verfahren trug dazu bei, Transparenz zu schaffen, Konflikte zu bearbeiten und konkrete Hinweise für eine nutzerorientierte und ökologisch tragfähige Qualifizierung des Mauerparks zu liefern. Damit konnte eine Grundlage gelegt werden, um die historisch gewachsenen Flächen des Parks fit für die Zukunft zu machen – im Spannungsfeld zwischen Erholungsraum, Kulturort und ökologischer Verantwortung.
Ort:
Pankow (Berlin)
Auftraggeber:
Grün Berlin GmbH
Zeitraum:
2021-2023
Weiterführende Links:
https://gruen-berlin.de/projekte/parks/mauerpark/projekt-ticker